Schwesterherz, neunter Teil

Es war stiller geworden. Auch Fred war stiller geworden. Aber nun weinte er sehr häufig. Und er weigerte sich, zum Arzt zu gehen oder seinen Therapeuten anzurufen. Andrina hatte den Arzt angefleht, einen Hausbesuch zu machen, aber dieser weigerte sich. Es bestehe ja schliesslich kein Grund zur Sorge.
Fred war alleine in seiner Wohnung. Er war müde. Ganz langsam füllte er ein Glas mit Wasser. Es schien ihm, als würden die Tropfen einzeln ins Glas hinein schleichen. Als das Glas endlich gefüllt war, suchte er seine Medikamente. Tablette für Tablette holte er aus den Verpackungen und Tablette für Tablette warf er mit zitternden Fingern ins Glas, während die Uhr unaufhaltsam tickte und die Sekunden trotzdem nur quälend langsam verstrichen. Seine kurzen, braunen Haare klebten ihm am Kopf und als er das Glas langsam zum Mund hob und dann jeden einzelnen darin enthaltenen Schluck der nun gelben Flüssigkeit zu geniessen schien, wusste er, dass er den Vampir nie wieder sehen würde.

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