Rezension: Mein bester letzter Sommer

Mein bester letzter Sommer - Anne Freytag 
Beschreibung des Verlages:
Wann du die große Liebe triffst, kannst du dir nicht aussuchen
Tessa hat immer gewartet – auf den perfekten Moment, den perfekten Jungen, den perfekten Kuss. Weil sie dachte, dass sie noch Zeit hat. Doch dann erfährt das 17-jährige Mädchen, dass es bald sterben muss. Tessa ist fassungslos, wütend, verzweifelt – bis sie Oskar trifft. Einen Jungen, der hinter ihre Fassade zu blicken vermag, der keine Angst vor ihrem Geheimnis hat, der ihr immer zur Seite steht. Er überrascht sie mit einem großartigen Plan. Und schafft es so, Tessa einen perfekten Sommer zu schenken. Einen Sommer, in dem Zeit keine Rolle spielt und Gefühle alles sind …

Meine Meinung:

Wenn dich dieser eine Mensch berührt, der dich berührt, bleibt die Welt stehen.
Mein bester letzter Sommer, S. 74

"Mein bester letzter Sommer" lag schon ein Jahr lang auf meinem SuB, bevor ich mich dann entschlossen habe, es zusammen mit der wunderbaren Marina in einer Blogleserunde zu lesen. Auch wer das Buch bereits gelesen hat oder es jetzt noch lesen möchte, darf sich übrigens herzlich dazu eingeladen fühlen, sich mit uns noch ein wenig weiter über dieses Buch auszutauschen.
Ich kam von Anfang an sehr gut in die Geschichte hinein, wurde von Tessas schwerem Schicksal berührt und habe mich mit ihr zusammein ein wenig in Oskar verliebt.
Aber nicht nur diese beiden Figuren haben es mir angetan. Ich bin der Meinung, dass es Anne Freytag sehr gut gelungen ist, Tessas Familie und die Beziehungen untereinander zu beschreiben. Spannungen, Schmerz, Verletzung und Angst werden eingefangen und trotz Streitereien, Vorwürfen und ganz viel Wut aufeinander und auf Tessas gesundheitliche Situation wird immer wieder die Liebe spürbar, welche die Familienmitglieder miteinander verbindet. Diese Elemente waren mit am stärksten gestaltet.
Ich denke, dass ich nicht zu viel verrate, wenn ich sage, dass es in diesem Buch NICHT um Krebs geht. Und dies finde ich herrlich erfrischend und anders. Obwohl aber natürlich von Anfang an klar ist, wie die Geschichte von Tessa und Oskar endet, geht es in diesem Buch nicht in erster Linie ums Sterben und um den Tod. Es geht darum, sein Leben zu geniessen, in die Vollen zu gehen, jeden Atemzug auszukosten und langsam aber mit einem Feuerwerk voneinander Abschied zu nehmen.

Schreibstil und Handlung:

Das Leben wird nicht definiert von Momenten, in denen du atmest, sondern von Momenten, die dir den Atem rauben.
Mein bester letzter Sommer, S. 24

Dieses Buch liest sich nur so weg. Auch wenn die Geschichte tragisch, dramatisch, tiefgründig und traurig und vor allem einfach nur total unfair ist, konnte ich es kaum mehr aus der Hand legen. Eine längere Pause gab es aber bei mir, weil ich so viel unterwegs war. Aber in jeder anderen freien Minute steckte meine Nase in "Mein bester letzter Sommer".
Dies liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass es Anne Freytag sehr gut gelungen ist, die Wünsche, Gedanken und Träume dieses jungen Paares einzufangen (abgesehen vom nervtötenden, omnipräsenten Gefasel über Tessas Jungfräulichkeit, respektive dem Wunsch, diese zu verlieren, was anscheinend alle ihre 17-jährigen!!! Freundinnen schon hinter sich haben und was ja soooo wichtig ist im Leben). Sie leben nur so in den Tag hinein, fühlen sich niemandem verpflichtet und geniessen den Moment. Wären die Protagonisten älter oder hätten sie Familie, wären diese Wünsche und Träume natürlich anders und die Verantwortung gegenüber Familie und Freunden auch grösser. Ausserdem hätten die Zukunftspläne auch für eine eher kurze Zukunft wahrscheinlich ganz anders ausgesehen. Zu Tessa und Oskar passt es aber perfekt, dass Oskar einen Weg findet, Tessa aus ihrer Starre zu befreien und dass sie einfach loslassen kann von ihrem Ziel, die makellose Tochter zu sein. Und genau dies alles hat die Autorin sehr schön und passend eingefangen.
Auch die Handlung hat mich überzeugt. Tessa war am Anfang so gefangen in ihrer Rolle als Mustertochter und dieses Gefängnis hat sie sich selber gebaut. Und dann war sie gefangen in ihrem Schmerz und ihrer Wut, was ebenfalls verständlich ist.
Die Liebe ihrer Familie hat ihr aber allen Widrigkeiten zum Trotz Mut und Kraft gegeben und Oskars Idee, auszubrechen und eine Reise ins Ungewisse zu starten war genau richtig und wichtig für sie.
Was die beiden unterwegs erlebt haben, war magisch und wunderschön. Eine liebevoll gestaltete Landkarte im Innenteil des Buches hat diese Reise noch bildlich dargestellt und eine Playlist mit allen wichtigen Songs in Tessas und Oskars kurzer Beziehung (nur "Dream a little Dream of me" wurde auf dieser Liste vergessen und vielleicht hätte man die Klavierwerke von Chopin und Liszt auch noch auflisten können) fasst die unvergesslichen Momente noch einmal zusammen. Diese Zugaben verleihen der Geschichte weitere Dimensionen und gaben mir als Leserin das Gefühl, mehr als "nur" ein Buch bekommen zu haben.
Nur das Ende dieses Buches hat mich leider nicht komplett überzeugen können. Weil ich aber nicht spoilern will, verrate ich nichts dazu. Nur so viel: es war mir einfach zu kitschig, perfekt und somit unrealistisch.

Meine Empfehlung:
Zu einem perfekten Sommerbuch (wenn es denn nicht ein Krimi oder Thriller ist) gehören für mich Sonne, Sommer, Sommerregen, gutes Essen, eine Reise, vielleicht Strand, ganz grosse Gefühle und eine magische Liebesgeschichte welche "bitte verfilme mich" schreit. Genau dies und noch viel mehr, nämlich eine wundervolle Familie, ein langsamer aber bombastischer Abschied und vor allem ein flüssiger, zarter, melancholischer und authentischer Schreibstil findet sich in "Mein bester letzter Sommer". Und nun gibt es wirklich keinen Grund mehr, dieses Buch nicht zu lesen und zwar nicht nur im Sommer :-)

Zusätzliche Infos: 
Titel: Mein bester letzter Sommer
Autorin: Anne Freytag, geboren 1982, hat International Management studiert und für eine Werbeagentur gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Die Autorin veröffentlichte bereits mehrere Romane für Erwachsene, unter anderem unter ihrem Pseudonym Ally Taylor. Mit ihrem ersten Jugendbuch Mein bester letzter Sommer schrieb sie sich direkt in die Herzen ihrer Leser. Der Roman wurde von Buchhändlern und der Presse gleichermaßen gefeiert und nun auf der Leipziger Buchmesse für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2017 nominiert. Anne Freytag liebt Musik, Serien sowie die Vorstellung, durch ihre Geschichten tausend und mehr Leben führen zu können. In diesem Leben wohnt und arbeitet sie derzeit in München – wenn sie nicht gerade in ferne Länder und fremde Städte reist. Manchmal auch nur in Gedanken ...
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag: 368 Seiten
Sprache: Deutsch
Verlag: Heyne fliegt
Erschienen: 08.03.2016 
ISBN: 978-3-453-27012-1

1 Kommentar:

  1. Hallo liebe Livia,
    das Buch hört sich wirklich sehr berührend und schön an, auch wenn das Ende für dich etwas zu viel des Guten war. Ich lese momentan nur sehr ungern solche Bücher, wo es um tödliche Krankheiten geht. Ich weiß auch nicht, das deprimiert mich immer so und tut mir einfach nicht gut. Vielleicht habe ich damit irgendwann mal weniger Probleme, auch wenn hier ja der Fokus wohl eher auf dem Positiven liegt.
    Ganz liebe Grüße, Steffi

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